Im Dezember 2019 fuhren wir nach Hamburg um unsere Jacht endlich in Empfang nehmen zu können. Leider gab es erneut Verzögerungen so dass wir 6 Wochen in Kiel auf die Lieferung und die Fertigstellung warten mussten.
Ende Februar kam dann endlich unser Boot in Niendorf zu Wasser. Nach einer einwöchigen Testphase wurden dann noch Garantiearbeiten am Boot erledigt und im März waren wir dann nun endlich Startklar und Abfahrbereit.
Wir hatten also proviantiert, den Wasser- und Dieseltank gefüllt, das Boot fertig beladen und waren abfahrbereit, als Mitte März das Bundesland Schleswig-Hollstein uns drei wegen den Corona-Bestimmungen des Landes verwiesen hatten.
Alle Ausländer hatten unverzüglich das Bundesland und die Bundesrepublik Deutschland zu verlassen.
Meine Intervention beim örtlichen Gesundheitsministerium wurde nicht erhört.
Darauf hatten wir bei der Schweizer Botschaft in Berlin um Hilfe gebeten.
Leider auch erfolglos! Es wurde uns gesagt, dass wir obwohl wir in der Schweiz keine Wohnung mehr besässen umgehend zurück müssten.
ZITAT von der Botschafterin:
«Melden Sie sich beim Sozialamt Ihrer Wohngemeinde für eine Notwohnung, zur Not könnten Sie auch in einem Asylzentrum untergebracht werden!»
Also mussten wir unverzüglich das Boot wieder entladen, für einen sicheren Standplatz der Jacht sorgen und dann 9h mit dem Auto in die Schweiz zurück fahren.
Zum grossen Glück bekamen wir, von unserem Freund Rolf S., sein Ferienhaus im Appenzell zur Verfügung gestellt. Eine traumhafte Lage und ein Glücksfall für uns drei. Dort angekommen wurden wir voll vom Lockdown erwischt.
Blick von der Terrasse Fernsicht auf den Bodensee Sommer im Appenzell
Alle Geschäfte zu… keine offenen Gaststätten… aber Ihr kennt das ja alle auch «noch». Also fuhren wir mit unserem Motorboot anstelle auf Salz- nun auf dem Süsswasser des Bodensees.
unsere Quicksilver 795 Weekender am Krahn Die Ladys geniessen Prosecco
Dank Internet und Webcam konnten wir täglich nach unserer Speedy überwachen.
Wir weilten also wieder in der Schweiz bis zum 15. Juni 2020 als dann die Grenzen zu Deutschland wieder aufgingen.
Ihr könnt Euch kaum vorstellen wie sehr wir uns gefreut hatten, als wir wieder bei unserer Speedy ankamen. Diese musste zwischenzeitlich umparkiert werden, da die deutschen Segler bereits seit Wochen wieder zur See fahren durften und die Marina in Neustadt in Hollstein den Liegeplatz für uns nicht mehr länger hat freihalten können…
Unsere Speedy in Niendorf
Also wurde das Boot erneut beladen und wieder mit Proviant aufgefüllt und dann gings auf die ersten Probesegel-«Schläge»
Das Sturmsegel im Trockentest
Wir testen wirklich alles, und lassen uns vom Segelmacher noch ein Code-O Segel anfertigen. Aber darauf müssen wir noch etwas warten, denn die Herstellung dauert rund 6 Wochen.
Wir segeln gemeinsam die Lübeckerbucht auf und ab bis wir uns für die Grossefahrt sicher genug fühlten.
Regen kann auch Spass machen Yvonne am Steuer Sonnenuntergang in der Ancora-Marina Ebbe-Nippzeit Gerettete Seesterne im Seichtwasser
Als wir uns gut genug vorbereitet hatten und dann Dänemark die Grenzen für Segler geöffnet hatte sind wir auf direktem Weg während 8h von Neustadt i. Holstein (D) nach Gedser (DK) gesegelt.
Dort angekommen herrschten 7 Tage wilder Sturm, so dass wir eine Zwangspause einlegen mussten.
Wind bis zu 42,6 Knoten Hier die Sturmvorhersage von «Windy»
Also machten wir ein paar schöne Landausflüge
Als das Wetter sich beruhigt hatte zogen wir gleich weiter nach Klingtholm.
Aber auf dem Weg kam nochmal Starkwind und bei Kurs «Hart am Wind» riss uns der Roger aus dem Baumprofil. «Läck hät das tätscht!»
Als dann der Wind noch mehr zunahm, mussten wir unsere Segelfläche unverzüglich und direkt ins 2te Reff verkleinern.
Leider konnte auch ich das Schwert nicht aus dem Fels ziehen….
Tags darauf fuhren wir dann weiter nach Rodvig, wo wir wegen weiterem schlechten Wetter wieder ein paar Tage pausieren mussten.
Typisch für Dänemark sind diese Felsklippen Leuchtturm
Als wir von der Radtour zurück waren, wurde uns mitgeteilt, dass unsere Jacht wegen starkem Wind von einem anderen Schiff am Liegeplatz Rodvig gerammt wurde.
Den Schreck und den Schaden noch nicht verdaut, kam kurz darauf eine weitere Jacht mit «Caracho» direkt auf uns zu…..
Ich sprang auf Deck und hielt sofort einen Fender über Bord, aber die Wucht war zu gross und wir wurden ein zweites Mal gerammt….schluchz…
Schaden #1: 700€ Schaden #2: 1700€
Zum Glück hatten beide eine gute Unfallversicherung.
Von dort aus ging es aber weiter in Richtung Norden.
Wir mussten, so wurde uns zwischenzeitlich mitgeteilt, bis zum 4. August die EU-Aussengrenze erreicht haben. Andernfalls müssten wir die Ganzen 19% der Deutschen Mehrwertsteuer vom Bootskauf nachzahlen…
Weiter gings im Eiltempo über Brondby, Niva, Gillelje, Odden, Grenaa, Bonnerup, Hou nach Saeby
Gillelje Saeby
Am 23. Juli hatten wir den höchsten Punkt in Dänemark erreicht und wir konnten am EU-Aussenzoll in Frederikhavn das Boot offiziell ausführen.
Nun war der Segelstress also vorbei und wir suchten uns ein passendes Zeitfenster um nach Norwegen «hoch» zu segeln.
bei der Überfaht gab es auch Regen Die Routenplanung von Dänemark nach Norwegen
Wieso Norwegen?
Weil Norwegen das einzige Land, weit und breit ist, welches NICHT in der EU ist. Somit das nächst gelegene Ziel ausserhalb der EU.
Um 7.40 Uhr waren wir ausserhalb von Dänemark und NOCH nicht in Norwegen. Also in Internationalem Gewässer.
Höchste Zeit meinen lang gehegten Plan in die Tat umzusetzen.
Ich machte meinem Schatz Yvonne einen Heiratsantrag und weil ich als Kapitän in internationalem Gewässer die Befugnis habe, machten wir sogleich die Trauung auf hoher See mit dem Logbucheintrag, wie es erforderlich ist. Der Plan ist aufgegangen und Sie hat «Ja» gesagt!
So schön dieser Moment auch war… kam um 8.00 Uhr plötzlich und völlig unerwartet ein heftiger Sturm mit 34kn Wind und 2-4m Wellen.
Dabei ist uns der Baum ohne ein Geräusch zu machen «einfach» an der Stelle unserer Baumbremse gebrochen.
Das Grosssegel mussten wir am Baum festbinden Yvonne und Marie-Louisa Baumbruch
Gegen diesen heftigen Sturm und diese Wellen, hatten wir dann 6h anzukämpfen!
Dass dabei der Motor noch anfing Macken zu machen und sogar einmal ganz ausging war gar nicht Lustig.
Aber den harten Kampf am Steuer hatten wir gewonnen und so kamen wir nach 27h im Hafen von Kristinsand (Norwegen) an.
Sicher angelandet, machte ich einen Besuch bei der Küstenwache. Musste ja unser Logbucheintrag von unserer Hochseetrauung noch amtlich bestätigen lassen, bevor ich alle Dokumente an das Schweizer Konsulat nach Oslo senden konnte.
In der Zentrale war der Anblick der grossen Monitore mit der AIS-Schiffüberwachung etwas was mich im Nachgang nach der wilden Sturmfahrt noch mehr Sicherheit gab.
Kristinsand unsere Speedy im Gästehafen 1. August
Nun mussten wir also die Sturmschäden beheben. Das heisst Motorfehler suchen und einen neuen Baum besorgen. Beides nicht gerade eine leichte Aufgabe….
In diesen 14 Tagen an denen wir somit «festsassen» haben wir die Zeit genutzt unser Boot weiter zu verbessern und wir bauten einen 230V Inverter sowie ein 400 Watt Wind- und 160 Watt Solarpanel am Schiff ein.
Der 1200 Watt, 230V Inverter ohne Feinschneider geht’s auch Remote Bedienpanel Remote in Betrieb die Inverter-Steckdose
Die Fahrt durch die Norwegischen Fjorde waren einfach nur traumhaft. Man muss aber sehr aufpassen, denn in Norwegen hat es Millionen von Felsen und noch mehr Steine welche nur bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen.
Bei unserem Tiefgang von 1.95m eine heikle Sache. So stand Yvonne bei den engen Passagen am Bug und hielt Ausschau.
Wir fuhren durch ganz enge Fjorde und unter Brücken durch. Eine Landschaft wie im Märchen.
So ging’s von Kristinsand, über Lillesand, nach Grimstad, Arendal, Risor bis hoch nach Kragero.
überall diese kleinen Häuschen am Wasser ruhige, leere Buchten und Fjorde unser Schmutzfuss
In Kragero hatten wir nochmal eine Woche auf besseres Wetter für die Überfahrt nach Schweden abgewartet. Somit gab es wieder etwas Zeit um am Boot weitere Verbesserungen vorzunehmen.
Das Städtchen Kragero ist wirklich wunderhübsch und wir genossen diese ruhige Zeit wirklich sehr.
Ratshaus alte Glockenboje Typische Hausfarben, Senfgelb